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2024.09.03

Ein unwiederbringlicher Moment mit Aura | Knowledge #1

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Entschlüsselung der Fotodiskurse in 'Knowledge'

Die 'Knowledge'-Serie vertieft das Wissen über Fotografie und regt zum Nachdenken an. In der ersten Episode hinterlässt das cizucu-Redaktionsteam seine Gedanken zur Fotografie.

Die Aura in der modernen Fotografie, oder anders gesagt, das, was den künstlerischen Wert ausmacht, hat sich von der mystischen und seltsamen Präsenz in Kunstwerken der Moderne und frühen Fotografien verändert. Daher sollten wir uns fragen:

Was bedeutet Fotografie für uns, die wir in der Gegenwart leben? Welche Bedeutung hat Fotografie?

Stellen Sie sich vor, Sie treffen einen Prominenten auf der Straße. Jeder zückt sofort die Smartphone-Kamera, um ein Foto zu machen. In dem Moment, in dem Sie das Foto aufnehmen, sehen Sie die Welt durch den gefilterten Monitor des Smartphones.

Beim Drücken des Auslösers wird kein Film verbraucht, sondern alles wird im Speicher festgehalten und kann weltweit geteilt werden.

Mit der Nutzung von KI-Bildgenerierungstechniken können wir nicht nur Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit erstellen, sondern auch Bilder als Fotos konsumieren. In einer Welt, in der Bilder und Fotos nebeneinander konsumiert werden, liegt es an uns als Betrachter, über das 'Wie' und 'Warum' der Fotografie nachzudenken.

Die Fotografie hat eine Geschichte von weniger als 200 Jahren. Um das Wesen dieses Mediums, das die menschliche Wahrnehmung und Ästhetik so stark beeinflusst hat, zu verstehen, müssen wir nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Vergangenheit und Zukunft über Fotografie nachdenken.

Nach dieser langen Einleitung widmet sich das aktuelle Magazin dem unverzichtbaren Konzept der 'Aura' beim Nachdenken über den Wert der Fotografie. Lassen Sie uns über das Konzept der Aura nachdenken, das den künstlerischen Wert von Fotografien in der Ära der Reproduktionstechniken prägt.

Die Zeit der Aura kehrt nicht zurück

Der deutsche Denker Walter Benjamin (1892–1940) diskutiert in seinem Werk 'Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit' (1935) über die 'Aura'.

Was ist die Aura? Sie ist ein seltsames Gewebe aus Raum und Zeit, eine einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie auch sein mag. An einem Sommernachmittag die Bergkette am Horizont oder die Schatten der Zweige eines Baumes zu verfolgen, das ist das Atmen der Aura dieser Bergkette oder dieses Zweiges (1).

Der einmalige Moment des 'Jetzt' und 'Hier', das einzigartige Etwas, das Raum und Zeit vereint, wie das Verfolgen eines sich entspannenden Subjekts mit den Augen. Das ist die 'Aura', von der Benjamin spricht.

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atget Faucheurs, somme Ein Foto des bekannten frühen Fotografen Eugène Atget

Was für ein schwer zu fassendes Konzept in Worten. Doch lassen Sie uns intuitiv darüber nachdenken.

Mit der Kamera in der Hand beobachten Sie von einem Gebäude aus die Menschen, die die Kreuzung überqueren, und drücken den Auslöser, wenn sie sich in der Mitte treffen. Ist nicht die Zeit der Menschen, die die Straße überqueren wollen, in diesem Moment festgehalten? Dieser Moment wird nie wiederkommen, denn es ist unmöglich, dass dieselben Menschen in denselben Kleidern an denselben Positionen die Kreuzung erneut überqueren.

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Image by hikaru masamiya

Der Wert, der in jedem einzelnen Foto liegt, kann durch diese auratische Betrachtungsweise entstehen. Doch die Aura ist ein sehr intuitives Konzept, und ihre Bedeutung kann sich je nach Objekt stark ändern.

Wie die Diskussion über KI-Bildgenerierungstechniken, die die Bedeutung der Aura in der Fotografie verändern, wurde die Erfindung der Fotografie als Reproduktionstechnik, die die Malerei ersetzen könnte, diskutiert. Im nächsten 'Knowledge' werden wir das Thema der Aura in der Fotografie weiter vertiefen.

Zitate

(1) Walter Benjamin, 'Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit', in: Benjamin Collection (1), herausgegeben und übersetzt von Kenjiro Asai und Tetsuji Kubo, Chikuma Gakugei Bunko, 1995